Ohne Standesamt geht es nicht, wenn ein Paar in Deutschland, Österreich oder der Schweiz hochoffiziell vor Recht und Gesetz verheiratet sein möchte. Aber wie geht das eigentlich? Was braucht ein Hochzeitspaar für die standesamtliche Trauung und wie läuft die Trauung ab? Wir geben euch die wichtigsten Infos, damit ihr bestens vorbereitet heiraten gehen könnt.
Die vorbereitung – Daten, Dokumente und Fakten für die standesamtliche trauung
In Deutschland und Österreich beginnt alles mit dem Formular namens „Anmeldung zur Eheschließung“ beim Standesamt, das für euren Wohnort zuständig ist. In der Schweiz ist es ein „Gesuch um Vorbereitung der Eheschliessung„. Grundsätzlich können alle Paare heiraten, die nicht verheiratet (also ledig, geschieden oder verwitwet), volljährig und nicht eng miteinander verwandt sind. Nach wie vor können in Deutschland, Österreich und der Schweiz nur zwei Personen die Ehe schließen.
Achtung: In Deutschland und Österreich sind viele Dokumente nur sechs Monate gültig. Deswegen könnt ihr hier erst ein halbes Jahr vorher einen Termin reservieren. In der Schweiz sind es sogar nur drei Monate!
Diese Dokumente braucht ihr für eine standesamtliche trauung in Deutschland
Deutsche Staatsangehörige | – gültiger Personalausweis oder Reisepass – beglaubigter Auszug aus dem Geburtenregister (vom Standesamt, das bei der Geburt zuständig war) – erweitere Meldebescheinigug (vom Einwohnermeldeamt) Info: Inzwischen können Geburtenregister & Meldebescheinigung oft auch digital zwischen den Behörden ausgetauscht werden. |
zusätzliche Dokumente bei | |
Gemeinsamen Kindern | – Geburtsurkunde im Original oder als beglaubigte Kopie – Ggf. Anerkennung der Vaterschaft |
nicht der ersten Ehe (geschieden oder verwitwet) | – rechtskräftiges Scheidungsurteil oder – Abschrift aus dem Eheregister zur Auflösung der Eheschließung (beim Standesamt, das die letzte Ehe geschlossen hat) – Ggf. Sterbeurkunde |
nicht in Deutschland geborenen Menschen und Menschen mit anderer Staatsbürgerschaft | – Geburtsurkunde – Ehefähigkeitszeugnis aus dem Geburtsland – Ggf. Aufenthaltsgenehmigung |
Diese dokumente braucht ihr für eine standesamtliche Trauung in Österreich
Österreichische Staatsangehörige | – gültiger Personalausweis oder Reisepass – Geburtsurkunde – Nachweis der Staatsbürgerschaft – Ggf. Nachweis akademischer Grade |
zusätzliche Dokumente bei | |
Gemeinsamen Kindern | – Geburtsurkunde im Original oder als beglaubigte Kopie – Ggf. Anerkennung der Vaterschaft – Nachweis der Wohnsitze der Kinder |
nicht der ersten Ehe (geschieden oder verwitwet) | – Heiratsurkunde der letzten Ehe(n) – Scheidungsurkunde – Ggf. Sterbeurkunde |
nicht in Österreich geborenen Menschen und Menschen mit anderer Staatsbürgerschaft | – Abschrift aus dem Geburtenbuch – Ggf. Nachweis des Hauptwohnsitzes |
Diese Dokumente braucht ihr für eine standesamtliche Trauung in der Schweiz
Schweizer Staatsangehörige | – gültiger Personalausweis oder Reisepass – aktuelle Wohnsitzbescheinigung – Personenstandsausweis |
zusätzliche Dokumente bei | |
Gemeinsamen Kindern | – Familienschein (anstatt Personenstandsausweis) |
nicht der ersten Ehe (geschieden oder verwitwet) | – Zivilstandsausweis (Scheidungsurteil oder Sterbeurkunde) |
Menschen mit anderer Staatsbürgerschaft | – Geburtsschein – Zivilstansdausweis (Ledigkeitsbescheinigung) |
Die Kosten in Deutschland
- Anmeldung der Eheschließung: 40-60€ (bei anderer Staatsbürgerschaft bis zu 100€)
- Ggf. Durchführung in einem anderen Standesamt: 20 €- 200€
- Ggf. Sondertermin außerhalb der Öffnungszeiten: 20-200€
- Reservierung eines Trautermins: 5€
- Trauung in einer Außenstelle des Standesamts: 75 – 250€
- Heiratsurkunde (pro Exemplar): 10-20€
- Stammbuch: ca. 30€
Die Kosten in Österreich
- Verfahren zur Ermittlung der Ehefähigkeit: 50€
- Bundesverwaltungsausgabe (Stundensatz beim Einsatz der Standesbeamt:innen)
- Während der regulären Öffnungszeiten: 5,45€ / Stunde
- Bei Sonderöffnungszeiten: 10,90€ / Stunde
- Außerhalb der Amtsräume: 54,50€ / Stunde
Die Kosten in der Schweiz
- Vorbereitungsverfahren: 150 CHF
- Trauung an einem Wochentag: ca. 75 CHF
- Trauung an einem Samstag: ca. 150 CHF
- Eheurkunde: 30 CHF
Diese Preise sind ein Beispiel für die Stadt Zürich.
So läuft eine standesamtliche Trauung ab
Grundsätzlich ist eine standesamtliche Trauung vor Recht und Gesetz nichts anderes als ein bürokratischer Akt. Das hier muss bei der Trauung passieren, damit ihr offiziell verheiratet seid:
- Ihr müsst die Frage beantworten, ob sich seit der Anmeldung der Eheschließung Änderungen ergeben haben
- Förmliche Traufrage mit Geburtsdaten und vollständigem Namen
- Festlegung des Ehenamens
- Verlesen des Protokolls
- Unterschrift des Protokolls
- In der Schweiz obligatorisch, in Deutschland und Österreich fakultativ: Unterschrift von zwei Trauzeug:innen
Viele Standesbeamt:innen geben aber natürlich darüber hinaus Raum und Möglichkeit der persönlicheren Gestaltung. Dabei gibt es eine mehr oder weniger persönliche Rede, es können die Ringe getauscht werden und auch zwei bis drei Lieder sind möglich.
Entsprechend der Gestaltung dauert eine standesamtliche Trauung 10-30 Minuten. Übrigens: Die Chancen auf eine persönlichere und ausführlichere Trauung stehen in ländlicheren Regionen etwas besser als in der großen Stadt. Denn dort sind die Zeitfenster für die standesamtliche Trauung sehr limitiert – und an beliebten Tagen kann es gut sein, dass das nächste Paar schon vor der Türe wartet.
3 Fragen, die ihr vorher stellen solltet
- Fragt unbedingt vorab nach, wie viele Personen im Trauzimmer Platz finden und gerade, wenn ihr mit einer größeren Gesellschaft standesamtlich heiraten möchtet, solltet ihr gut darauf achten, wo ihr zueinander Ja sagt.
- Besprecht im Vorgespräch mit dem:r Standesbeamt:in, ob beim Auszug aus dem Gebäude irgendwelche Einschränkungen zu beachten sind. Reis werfen ist in den wenigsten Städten und Gemeinden erlaubt (außerdem tödlich für so manche Tiere) und auch Blütenkonfetti ist oft nicht gern gesehen. Alternativen können Seifenblasen oder Wedding Wands sein.
- Könnt ihr euch danach noch vor Ort bleiben für einen Sektempfang und Glückwünsche und gäbe es dafür auch eine Indoor-Variante, sollte das Wetter nicht mitspielen? Müssen Vorgaben beachtet werden? Auch diese Fragen solltet ihr im Traugespräch klären.
was passiert danach?
Erstmal wird natürlich gefeiert und gratuliert.
Danach kommen die Formalitäten:
- Steuerklasse wechseln
- Namensänderungen beantragen:
Damit ihr dabei nichts vergesst, gibt’s hier unsere Checkliste für die Namensänderung zum Download - In der Personalabteilung Bescheid geben
- Versicherungen checken & ggf. kündigen oder ändern
- Ggf. Vollmachten, Patient:innenverfügungen und Testament in Angriff nehmen
Zum Schluss: Warum ihr den Satz „Wir heiaten nur standesamtlich.“ aus eurem Kopf streichen solltet
„Wir heiraten NUR standesamtlich.“
Gefühlt ist dieser Satz wie eine Rechtfertigung, eine Erklärung oder eine Entschuldigung und das alles ausgelöst durch das kleine Wörtchen „nur“.
Streicht diesen Satz! Bzw. streicht zumindest das „Nur“. Die standesamtliche Hochzeit ist DIE Hochzeit und sorgt dafür, dass ihr offiziell und rechtens verheiratet seid. Ohne Standesamt kein offizielles Ehepaar. Sollte in deinem Kopf auch noch das „nur“ geistern, solltest du dir dringend diesen Artikel hier durchlesen.
Ihr wollt keine kirchliche oder freie Trauung zusätzlich? Das ist vollkommen okay und macht eure Hochzeit nicht weniger wertvoll oder großartig. Wir üben das mal kurz:
Schultern zurück, Brust raus, strahlendes Lächeln ins Gesicht und jetzt sprich uns nach: „Wir heiraten standesamtlich und es wird einfach wundervoll!“
Jetzt checkliste zur namensänderung downloaden
Quellen:
https://www.oesterreich.gv.at/themen/familie_und_partnerschaft/heirat/3/Seite.070100.html#Kosten
https://www.stadt-zuerich.ch/prd/de/index/bevoelkerungsamt/heiraten/ihretrauung/kosten.html
https://www.anwalt.org/standesamtliche-trauung/